Über die Fluren (Mai 2014)

Los geht es am 9. Mai auf dem „Neu­en Gelän­de“ am Sport­platz Hemm­erde­ner Weg. Bend und Broich tref­fen sich hier. Broich oder Bruch ist nas­ses Land, Bruch­sal und Brüs­sel und vie­le ande­re Orte haben ihren Namen dar­aus abge­lei­tet, Tüschen-und Gre­ven­broich sind dabei.

Im Broich staut das Was­ser über einer undurch­läs­si­gen Schicht, bei uns zum Bei­spiel soge­nann­te Klei­e­schicht. Das Broich ist daher meist auch den gan­zen Som­mer feucht bis je nach Nie­der­schlä­gen extrem naß.

Der Bend liegt auf einer Höhe mit dem Broich, hat aber einen offe­nen Unter­grund, ist dadurch tro­cke­ner und kann im Jah­res­lauf wesent­lich län­ger als Wei­de­land und Wie­se genutzt wer­den. Die Tier- und Pflan­zen­welt gibt uns Hin­wei­se auf die ver­schie­den­ar­ti­gen Bedin­gun­gen in Broich und Bend, wenn auch heu­te durch groß­räu­mi­ge Grund­was­ser­ab­sen­kun­gen ande­re Ver­hält­nis­se als noch vor 50 Jah­ren vorliegen.

Die Grä­ben ent­lang der Wege und Wie­sen haben der­zeit kaum noch eine Funk­ti­on, vor eini­gen Jahr­zehn­ten waren sie zumin­dest nach der Schnee­schmel­ze voll Was­ser, im Broich oft weit in das Früh­jahr hinein.

Unser Sport­platz liegt übri­gens im Broich, das macht Pro­ble­me. Aber der jun­ge Fuß­ball­sport war sei­ner­zeit dank­bar, für sei­ne Akti­vi­tä­ten über­haupt eine Flä­che zu bekom­men. Das „dritt­klas­si­ge“ Broich gaben Stadt und Pri­vat­ei­gen­tü­mer natür­lich eher her als den wert­vol­le­ren Bend oder gar das hoch­wer­ti­ge Acker­land. Die Lage der Sport­plät­ze ist häu­fig viel­sa­gend in Bezug auf die Wert­schät­zung der Sport­art in frü­he­rer Zeit.

Zwi­schen Sport­platz und Erft haben wir „Mit­tel­bend“ und „Haar­bend“, zwi­schen Erft und unte­rem Stras­sen­zug „Pferd­bend“ und „Kem­mer­lings­bend“.

Dazwi­schen, ganz geheim­nis­voll „im Teu­fels­broich­schen“.

Die Ober­müh­le, heu­te Müh­le Kott­mann, liegt typisch für die meis­ten Erft­müh­len im Fluß.

Die­se Müh­len stau­ten nicht mit einem Wehr einen Mühl­bach aus dem Fluss­lauf her­aus son­dern stau­ten den Fluss direkt vor der Müh­le. Dadurch ent­stan­den im Nie­der­be­reich der Erft gro­ße sump­fi­ge Flä­chen, die mit der Zeit selbst als Wei­de­land unbrauch­bar wur­den. Mit der soge­nann­ten Erft­me­lio­ra­ti­on begann man im 19. Jahr­hun­dert, die­se Pro­ble­me in den Griff zu bekommen.

1155 ist die Ober­müh­le laut Baumanns/Kirchhoff nach einer Schen­kung Kai­ser Bar­ba­ros­sas im Besitz des Klos­ters Knecht­s­teden. 1164 ist die Müh­le bei den Hoch­sta­de­nern und nach dem Ver­mächt­nis des Fried­rich von Hoch­sta­den Bann­müh­le für die Köl­ner Güter an der Gill.

Ver­schie­de­ne „Müh­len­we­ge“ gab es daher im Lau­fe der Zeit, einer ist heu­te zumin­dest noch pos­ta­lisch in Weve­ling­ho­ven erhalten.

Die „Krum­me“, „in der Krau­me“, „im krum­men Bend“ kann aus der Zeit unter dem „Krumm­stab“ des Klos­ters stam­men. „Der Kamp“ west­lich der heu­ti­gen Gre­ven­broi­cher Stra­ße fin­det sich bis 1975 in der kur­zen Stra­ße „Im Kämp­chen“ wie­der.

Am Gre­ven­broi­cher Weg“ , heu­te durch das Gelän­de der Zucker­fa­brik unter­bro­chen, ist an der Gren­ze zu Gre­ven­broich am Park­platz Fried­hof Mon­ta­nus­stra­ße noch erlebbar.

Vom Hof Korb­ma­cher erft­auf­wärts sind wir „Im Schra­gen­broich“ , heu­te etwa K10, dann im „Schwar­zen Broech­schen“, man hört auch die Bezeich­nung „et schwa­ze Brück­chen“. Das Broech­schen ist wohl die ursprüng­li­che Bezeich­nung, das „Brück­chen“ hat sich dar­aus sprach­lich ent­wi­ckelt, eine Erft­brü­cke an die­ser Stel­le ist nicht bekannt. „Zur Schwar­zen Brü­cke“ fin­den wir in Tüschenbroich.

Neben dem „Schwar­zen Broech­schen“ liegt „Bors­ten­ma­cher“, heu­te Teich.

Ers­ter Deu­tungs­ver­such: Hat was mit Bürs­ten­ma­cher zu tun.

Hier waren als Eigen­tü­mer ein „Bot­zen­ma­cher“ und im 16. Jahr­hun­dert Vogt Schrö­der ein­ge­tra­gen. Jetzt kann man die ers­te Deu­tung mit dem Bürs­ten­ma­cher bezwei­feln und viel­leicht auf den Hosen­ma­cher, den „Bot­zen­ma­cher“ set­zen. Sei’s drum, wei­ter geht die Tour, „Auf’m Stein­acker“ folgt, der Weg dar­an vor­bei ist „der Zie­gel­kamp“. Römi­sche Zie­gel­fun­de sol­len für die Gewann- bezie­hungs­wei­se Wege­be­zeich­nung stehen.

Mög­li­cher­wei­se sind aber Kies­ab­la­ge­run­gen der Erft am Prall­hang Ursa­che für die Bezeich­nung „Stein­acker“ im Unter­schied zu den ande­ren stein­ar­men Böden.

Vor­bei an der „Win­ge­ra­ther Heck“ und am „Gast­haus­busch“ geht es über einen Gelän­de­bruch zum „Gre­ven­broi­cher Bend“. Der „Gast­haus­busch“ gehör­te zu dem auf Höhe der Zucker­fa­brik, heu­te etwa Park­platz gegen­über Fahr­zeug­waa­ge gele­ge­nen Gasthaus.

Im Nord­wes­ten des „Gre­ven­broi­cher Bend“ schließt sich das „Else­ner Broich“ an, die­ses Gelän­de bezie­hungs­wei­se sei­ne Nut­zung war zwi­schen den Her­ren von Weve­ling­ho­ven und dem Deut­schen Orden in Elsen mehr­fach Anlaß zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Dar­über infor­mier­te uns im März Frau Cor­ne­lia Schul­te bei unse­rem Besuch im Muse­um im Stadt­park anläss­lich der Aus­stel­lung 650 Jah­re Deut­scher Orden in Elsen.

Die Gren­ze Weve­ling­ho­vens „erfah­ren“ wir nun ent­lang des Grenz­gra­bens, heu­te Weve­ling­ho­ve­ner Ent­wäs­se­rungs­gra­ben bis zum Hemm­erde­ner Weg. Wie­der 10 km über die Flu­ren, die alten Gewann­be­zeich­nun­gen sind notiert, wir müs­sen anfan­gen, die eine oder ande­re zu markieren.

HTH

 

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