Los geht es am 9. Mai auf dem „Neuen Gelände“ am Sportplatz Hemmerdener Weg. Bend und Broich treffen sich hier. Broich oder Bruch ist nasses Land, Bruchsal und Brüssel und viele andere Orte haben ihren Namen daraus abgeleitet, Tüschen-und Grevenbroich sind dabei.
Im Broich staut das Wasser über einer undurchlässigen Schicht, bei uns zum Beispiel sogenannte Kleieschicht. Das Broich ist daher meist auch den ganzen Sommer feucht bis je nach Niederschlägen extrem naß.
Der Bend liegt auf einer Höhe mit dem Broich, hat aber einen offenen Untergrund, ist dadurch trockener und kann im Jahreslauf wesentlich länger als Weideland und Wiese genutzt werden. Die Tier- und Pflanzenwelt gibt uns Hinweise auf die verschiedenartigen Bedingungen in Broich und Bend, wenn auch heute durch großräumige Grundwasserabsenkungen andere Verhältnisse als noch vor 50 Jahren vorliegen.
Die Gräben entlang der Wege und Wiesen haben derzeit kaum noch eine Funktion, vor einigen Jahrzehnten waren sie zumindest nach der Schneeschmelze voll Wasser, im Broich oft weit in das Frühjahr hinein.
Unser Sportplatz liegt übrigens im Broich, das macht Probleme. Aber der junge Fußballsport war seinerzeit dankbar, für seine Aktivitäten überhaupt eine Fläche zu bekommen. Das „drittklassige“ Broich gaben Stadt und Privateigentümer natürlich eher her als den wertvolleren Bend oder gar das hochwertige Ackerland. Die Lage der Sportplätze ist häufig vielsagend in Bezug auf die Wertschätzung der Sportart in früherer Zeit.
Zwischen Sportplatz und Erft haben wir „Mittelbend“ und „Haarbend“, zwischen Erft und unterem Strassenzug „Pferdbend“ und „Kemmerlingsbend“.
Dazwischen, ganz geheimnisvoll „im Teufelsbroichschen“.
Die Obermühle, heute Mühle Kottmann, liegt typisch für die meisten Erftmühlen im Fluß.
Diese Mühlen stauten nicht mit einem Wehr einen Mühlbach aus dem Flusslauf heraus sondern stauten den Fluss direkt vor der Mühle. Dadurch entstanden im Niederbereich der Erft große sumpfige Flächen, die mit der Zeit selbst als Weideland unbrauchbar wurden. Mit der sogenannten Erftmelioration begann man im 19. Jahrhundert, diese Probleme in den Griff zu bekommen.
1155 ist die Obermühle laut Baumanns/Kirchhoff nach einer Schenkung Kaiser Barbarossas im Besitz des Klosters Knechtsteden. 1164 ist die Mühle bei den Hochstadenern und nach dem Vermächtnis des Friedrich von Hochstaden Bannmühle für die Kölner Güter an der Gill.
Verschiedene „Mühlenwege“ gab es daher im Laufe der Zeit, einer ist heute zumindest noch postalisch in Wevelinghoven erhalten.
Die „Krumme“, „in der Kraume“, „im krummen Bend“ kann aus der Zeit unter dem „Krummstab“ des Klosters stammen. „Der Kamp“ westlich der heutigen Grevenbroicher Straße findet sich bis 1975 in der kurzen Straße „Im Kämpchen“ wieder.
„Am Grevenbroicher Weg“ , heute durch das Gelände der Zuckerfabrik unterbrochen, ist an der Grenze zu Grevenbroich am Parkplatz Friedhof Montanusstraße noch erlebbar.
Vom Hof Korbmacher erftaufwärts sind wir „Im Schragenbroich“ , heute etwa K10, dann im „Schwarzen Broechschen“, man hört auch die Bezeichnung „et schwaze Brückchen“. Das Broechschen ist wohl die ursprüngliche Bezeichnung, das „Brückchen“ hat sich daraus sprachlich entwickelt, eine Erftbrücke an dieser Stelle ist nicht bekannt. „Zur Schwarzen Brücke“ finden wir in Tüschenbroich.
Neben dem „Schwarzen Broechschen“ liegt „Borstenmacher“, heute Teich.
Erster Deutungsversuch: Hat was mit Bürstenmacher zu tun.
Hier waren als Eigentümer ein „Botzenmacher“ und im 16. Jahrhundert Vogt Schröder eingetragen. Jetzt kann man die erste Deutung mit dem Bürstenmacher bezweifeln und vielleicht auf den Hosenmacher, den „Botzenmacher“ setzen. Sei’s drum, weiter geht die Tour, „Auf’m Steinacker“ folgt, der Weg daran vorbei ist „der Ziegelkamp“. Römische Ziegelfunde sollen für die Gewann- beziehungsweise Wegebezeichnung stehen.
Möglicherweise sind aber Kiesablagerungen der Erft am Prallhang Ursache für die Bezeichnung „Steinacker“ im Unterschied zu den anderen steinarmen Böden.
Vorbei an der „Wingerather Heck“ und am „Gasthausbusch“ geht es über einen Geländebruch zum „Grevenbroicher Bend“. Der „Gasthausbusch“ gehörte zu dem auf Höhe der Zuckerfabrik, heute etwa Parkplatz gegenüber Fahrzeugwaage gelegenen Gasthaus.
Im Nordwesten des „Grevenbroicher Bend“ schließt sich das „Elsener Broich“ an, dieses Gelände beziehungsweise seine Nutzung war zwischen den Herren von Wevelinghoven und dem Deutschen Orden in Elsen mehrfach Anlaß zu Auseinandersetzungen. Darüber informierte uns im März Frau Cornelia Schulte bei unserem Besuch im Museum im Stadtpark anlässlich der Ausstellung 650 Jahre Deutscher Orden in Elsen.
Die Grenze Wevelinghovens „erfahren“ wir nun entlang des Grenzgrabens, heute Wevelinghovener Entwässerungsgraben bis zum Hemmerdener Weg. Wieder 10 km über die Fluren, die alten Gewannbezeichnungen sind notiert, wir müssen anfangen, die eine oder andere zu markieren.
HTH