Einmal Jülich und zurück
Zitadelle und Stadt Jülich waren am 5. September 2015 Reiseziel des Vereins Historisches Wevelinghoven im Programm „Auf den Spuren“. Über drei Stunden ist Herr Vahsen unser sachkundiger Führer, humorvoller Erzähler und geduldiger Begleiter.
Sehenswert muss Jülich zur Zeit der Renaissance als Festung mit Zitadelle und in dieser dem Schloss der Herzöge als palazzo in fortezza gewesen sein.
Vor dem Pulvermagazin auf der Bastion Johannes bläst Herr Vahsen Signal, nicht nur so zum Spaß, das macht angesichts des mächtigen Bauwerks und eines Hauchs Geschichte darüber aufmerksam, neugierig und nachdenklich zugleich.
Ein Pulvermagazin zu öffnen ist immer schon nur „Befugten Personen“ vorbehalten gewesen. Mit historischem Bartschlüssel, Entriegelung des Sicherheitszylinderschlosses und Nummerncodeeingabe schaffen wir es in das Innere des Magazins.
Kein Pulver, aber ausgesuchte Exemplare von Landschaftsgemälden des Sohnes der Stadt Jülich und Absolventen der Düsseldorfer Malerschule Johann Wilhelm Schirmer sind hier dauernd ausgestellt. Ergänzt werden Schirmers Bilder ab dem 13. September durch weitere Werke der Düsseldorfer Schule des 19. Jahrhunderts mit Motiven von Niederrhein und Eifel in einer Sonderausstellung mit gleichzeitig präsentiertem Pendant in der Villa Römer in Opladen.
Beide Ausstellungsorte stehen auch für die historische Verbindung Jülich-Berg.
Gemeinsam verriegeln wir das Pulvermagazin wieder und steigen auf schmaler Wendeltreppe hinunter in die Unterwelt der Bastion, die Kasematten. Überraschender Tageslichteinfall von oben, wir stehen unter der Einschlagstelle eine Luftmine von 1944, die man abgesichert und ansonsten original im Entstehungszustand belassen hat.
Kurz ans Tageslicht und gleich geht es wieder runter, diesmal in die Kasematten unter dem Schloss.
Hier präsentiert eine Ausstellung „Via Belgica“ Ausgrabungen und archäologische Methodik über die Römerzeit im Raum Aachen, Jülich, Maastricht, verbunden mit der angesichts einer Büste des Augustus auch für Wevelinghoven nicht zu Unrecht möglichen Frage „Sind wir so alt wie Weihnachten?“
Für Überraschung sorgt ein Blick zu den mit riesigen Stahlfedern abgefangenen Fundamenten eines mehrstöckigen Gebäudeteils des 1974 an der Stelle der untergegangenen Schlossflügel errichteten Gymnasiums.
Wieder oben angekommen, lassen Schlosskapelle und ein Blick auf die gerettete Fassade die Pracht des immerhin noch in Teilen vorhandenen Palastes der Herzöge von Jülich erahnen.
Zum Abschluss führt Theo Hoer wieder. Vorbei an der Probsteikirche St. Mariä Hinmelfahrt, dem 1947 als Muster für den Wiederaufbau der Stadt errichteten Stadthotel Kratz geht es zur einzigen außerhalb der Zitadelle noch erlebbaren Bastion St. Jakob.
Am Aachener Tor mit Resten von Stadtmauer und Graben vorbei kommen wir zum Rurtor, dem doppeltürmigen Hexenturm.
Eine Inschrift dokumentiert die nach 1945 zunächst vorherrschende Planung, die Ruinen der am 16. November 1944 völlig zerstörten Stadt als Mahnmal stehen zu lassen und Jülich an anderer Stelle neu aufzubauen.
Gut, dass man sich dafür letztlich nicht entschieden hat.
Vor unserer Haustür liegt sie, die Stadt Jülich mit Zitadelle und Brückenkopf an der historischen Strasse Köln – Jülich – Tongeren – Boulogne sur Mer.
Wenn auch nicht ersten Grades verwandt, so hat Wevelinghoven zur früheren Zeit mit Jülich ganz sicher viel mehr zu tun gehabt, als dies die recht dünne Informationslage in den Geschichtsbüchern vermuten lässt.
Zu den Ausstellungen in der Zitadelle und in der Villa Römer in Opladen findet man weiter Informationen unter www.preussisches-jahrhundert.de.
Theo Hoer